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Leben und Wirken Pater Bernhard Hagen, *17.03.1936 - +25.08.2016


Pater Hagen auf einen Stuhl

Bernhard Hagen wurde am 17. März 1936 in Altenberge geboren. Altenberge gehört zur Gemeinde Haren/ Ems und liegt direkt an der niederländischen Grenze. Bernhard war das 2. von insgesamt 8 Kindern. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er besuchte die Volksschule und machte anschließend eine Lehre als Maurer und Zimmermann.

Er erzählte: „Nach dem Krieg gab es kaum Zeitungen und Zeitschriften, es gab weder Radio noch Fernsehen, aber es gab diese Ordensbrüder und Patres von verschiedenen Missionsorden. Sie gingen durch die Dörfer und Häuser, erzählten Geschichten aus der Mission und der weiten Welt und hinterließen Missionszeitschriften und Heftchen. Die haben dann in mir Interesse erweckt, bis ich mir sagte: Es kann nicht sein, dass es so viele arme Menschen auf der Welt gibt und niemand hilft ihnen! Da habe ich mit mir gerungen, soll ich nicht auch hingehen und helfen…?“

So entschied er sich, nach der Lehre das Abitur zu machen und Theologie zu studieren. Er wollte Missionar werden. Er besuchte in Geilenkirchen das Aufbaugymnasium. Das Schulgeld von jährlich 1.000 DM hatte er sich vorher selber als Geselle erarbeitet. Er bekam Kontakt zu den Weißen Vätern und studierte von 1962 bis 1965 Philosophie in Trier. 1965/1966 machte er sein Noviziat bei den Weißen Vätern in Hörstel. Von 1966 bis 1970 war er zum Theologiestudium in London. Als ihm während des Studiums ein Student aus Ghana von seiner Heimat berichtet habe, sei in ihm der Entschluss gereift, dort als Missionar tätig zu sein.

Am 27.06.1970 wurde er von dem Bischof von Osnabrück, Helmut Hermann Wittler, zum Priester geweiht. Noch im gleichen Jahr flog er nach Afrika, um dort in Ghana als Missionar zu arbeiten. Sein Einsatzgebiet lag im Norden von Ghana. Er war einer der Pioniermissionare in der neu errichteten Diözese Damongo. Seine erste Station war Bole. Die Pfarrei Bole umfasste damals ein Gebiet von 200 km Länge und 100 km Breite. Es war eine ziemliche Herausforderung. Er musste die verschiedenen Dialekte lernen, die Menschen verstehen, sich an ihre Kultur anpassen. Er fühlte sich den Menschen auf dem Land schnell verbunden. Es war eine harte und anstrengende Arbeit. Es gab keine oder nur extrem schlechte Straßen, die Menschen waren sehr einfach, die meisten Menschen waren Analphabeten. Aber die Erfolge in der missionarischen Arbeit ließen ihn die Entbehrungen ertragen und die Arbeit leicht werden.

1979 bekam er den Auftrag, in Tuna eine neue Pfarrgemeinde zu gründen. Es war grundlegende Aufbauarbeit zu leisten. Er baute eine Missionsstation, kümmerte sich um medizinische Versorgung, baute „Dämme“ zum Auffangen des Regenwassers in der Regenzeit, bohrte nach Wasser, kümmerte sich um Bildung und baute Kirchen und Schulen. Nach der Aufbauarbeit in Tuna wurde Kalba ein weiterer Einsatzort, in dem er mit viel Herzblut seiner vielfältigen Missionsarbeit nachging. In den politisch unruhigen Zeiten von ca. 1975 bis 1990 gab es in Ghana viel Instabilität und blutige Stammeskonflikte. Bernhard Hagen ließ sich durch all das nicht entmutigen. Es gelang ihm, manchen Konflikt zu entschärfen und Blutvergießen zu verhindern.

Wichtig waren ihm die soziale Verbesserung des Lebens der Menschen, vor allem Gesundheit und Bildung, die wirtschaftliche Entwicklung und natürlich Religionsarbeit und Gemeinwesenarbeit. Er baute Kirchen und über 30 Schulen, er ermöglichte die Ausbildung von Katecheten und Lehrern. Pater Hagen förderte früh die Arbeit und Vernetzung der Frauen in seinen Gemeinden. Er ermöglichte die Gründung der „ Christian Mothers“, etwa vergleichbar mit hiesigen Frauengemeinschaften. Sein Motto: „Unterstützt du eine Frau, unterstützt du eine ganze Familie, unterstützt du einen Mann, unterstützt du einen Mann.“

Schweren Herzens musste Pater Bernhard Hagen 1993 aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit in Ghana beenden. Immer wieder wurde er von der Malaria attackiert. Er kehrte nach Deutschland zurück. Seitdem lebte er in Hörstel. Von 1994 bis 2003 war er Leiter des Referats Weltkirche in der Diözese Münster. Er baute die guten Beziehungen der Diözese Münster nach Ghana aus. Er interessierte die Heimatkirche für die Belange der Kirche in Ghana. Aus Patenschaften wurden Partnerschaften.

Pater Bernhard Hagen war Brückenbauer zwischen den so verschiedenen Kontinenten. Unter seiner Regie haben eine Reihe junger Menschen als „Missionare auf Zeit“ Ghana kennen und auch lieben gelernt. Für ein paar Wochen bis zu einem Jahr haben diese Jugendlichen bei und mit den Menschen in Ghana gelebt. Teilnehmer berichteten immer wieder, wie sehr diese Zeit und Erfahrung sie nachhaltig geprägt hat.

Auch als er schon im Ruhestand war, zog es ihn immer wieder nach Ghana. Hier fühlte er sich zuhause. Er war geschätzter und gefragter Ratgeber. Selbst bei seiner letzten Reise durch Ghana war er bis zum letzten Tag aktiv. So zeichnete er z.B. noch mal eben die Pläne für die Dachkonstruktion eines Heimes, das Jugendlichen eine Startrampe in den Beruf geben sollte.

In seiner früheren Pfarrei saßen wir mit Priestern und dem Pfarrgemeinderat zusammen. Sie hatten ein Problem. „Give us a fatherly advice – gib uns einen väterlichen Rat.“ baten sie und den gab er, indem er erzählte, wie er gearbeitet hat: „Wenn ich etwas wollte und von einer Sache überzeugt war, dann habe ich dafür gekämpft. Ich habe nicht darauf gewartet, dass jemand das Problem löst. Ich bin zum Bischof oder zur Regierung gegangen und habe gesagt, ich gehe hier nicht eher wieder weg, bis ich eine befriedigende Antwort bekommen habe.

Mit dieser – ja manchmal auch Sturheit, war er sicher nicht immer bequem, aber wir haben gesehen, dass er erfolgreich war. Im ganzen Lande war die tiefe Verehrung des Paters und Dankbarkeit zu spüren. Von weit her kamen Menschen, den Priester zu begrüßen und ihm noch einmal Danke! zu sagen. Wiederholt hörten wir den Satz: „Ohne den Pater hätte ich keine Schule besuchen und keine Ausbildung machen können. Ohne ihn wäre ich nicht das, was ich heute bin.“ Ein guter Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Sehr gefreut hat er sich und als Anerkennung seines Wirkens verstanden, dass er zum guten Ende hin zu einer persönlichen Audienz beim Staatspräsidenten von Ghana eingeladen wurde. Dieser war früher sein Messdiener gewesen. Pater Bernhard Hagen nutzte dann direkt die Gelegenheit, dem Staatspräsidenten für ein Entwicklungsprojekt in Kalba Zusagen staatlicher Unterstützung zu entlocken.

Pater Bernhard Hagen wird in Ghana auch über seinen Tod hinaus hoch verehrt. Entsprechend tief betroffen waren die Menschen, als sie von dem unerwarteten Tod des beliebten Paters erfuhren. Der Priester der Pfarrei Kulmasa, Father Tanti schrieb damals: „Wir sind alle geschockt und können die Nachricht kaum glauben. Überall stehen größere und kleinere Gruppen zusammen und diskutieren das Unfassbare. Wir sind voller Trauer. Das Leben in Tuna, Kalba und Kulmasa scheint still zu stehen. Wir beten, dass der gute Gott ihn aufnehmen möge in sein Himmelreich und er dort seinen ewigen Frieden finden möge.“

Pater Bernhard Hagen in seinem letzten Gottesdienst in Kulmasa
Pater Bernhard Hagen in seinem letzten Gottesdienst in Kulmasa

Die Autorin Gudrun Gundlach hat in einer Biografie das Leben und Wirken des Paters aus dem Emsland aufgeschrieben. Der Geistliche, so die Autorin, habe durch seine Aktivitäten und sein großes Engagement in den Teilen Ghanas, in denen er tätig war, viel bewegt. Sie beschränkt sich nicht auf die Biografie des Priesters. Sie schreibt über die Sklavenzeit, die Kultur der Einheimischen, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen und deren Rivalitäten, die Erfolge und manchmal auch Misserfolge seiner Arbeit als Missionar, als Entwicklungshelfer, als Bauherr von Kirchen und Schulen und vielem mehr. Betitelt ist das lesenswerte Buch mit: „Alleine habe ich nichts gemacht!“ sagt der Weiße Vater Bernhard Hagen.

Grabstein Pater Hagen

In seiner Heimatgemeinde Altenberge, Haren/Ems ist Pater Bernhard Hagen beerdigt worden.

In einem letzten Telefonat mit dem Verfasser dieser Zeilen, Pater Bernhard Hagen war schon in der Herzklinik in Bad Rothenfelde, sagte er: „Es ist gut zu wissen, dass man sich auf euch verlassen kann.“

Dieser Satz ist uns im Aktionskreis Kulmasa – Pater Hagen, Hörstel e.V. Verpflichtung, in seinem Sinne uns für die Partnerschaft weiter einzusetzen!

Das wirklich lesenswerte Buch: „Alleine habe ich nichts gemacht!“ kann beim Aktionskreis Kulmasa – Pater Hagen, Hörstel e.V. erworben werden.

Textzusammenstellung: Ludger Hinterding